Kammermusik - Chormusik - Kantatengottesdienste
Im Zuge der Renovierung der Stadtkirche finden zur Zeit keine regelmässigen Konzerte im Rahmen der Stunde der Kirchenmusik statt.
Bildergalerie und mehr ...
Musikalische Vielfalt beim Rock-Oratorium in sechs Bildern in der voll besetzten Stadtkirche
(Entnommen den Plochinger Nachrichten, Nr. 20 vom 16.Mai 2019)
Solisten, Chor, Orchester und Band - mit dem Emmaus-Oratorium zieht die Plochinger Kantorei sämtliche Register.
Die Plochinger Kantorei mit Solisten, Chor, Orchester und Band unter Leitung von Bezirks-kantor Christian König ließen den Gang nach Emmaus nach dem Lukas-Evangelium in der voll besetzten Stadtkirche eindrucksvoll nachvollziehbar werden und entführten die Zuhörer in außergewöhnliche Klangwelten.
Das Oratorium "Emmaus" in sechs Bildern von Thomas Gabriel (Musik) und Eugen Eckert (Text), uraufgeführt im Jahr 2002, beschreibt den Weg der Jüngerin Thekla (Constanze Seitz) und des Jüngers Kleopas (Peter Eltermann) nach der Kreuzigung Jesu (Rainer Tetenberg). Sie machten sich auf den Weg nach Emmaus, wo ihnen der Auferstandene als Fremder unerkannt begegnete. Weitere Solisten waren Bernhard Bindl, Nora B. Hagen und Renate Schilling.
Hintergrund dieses von großer musikalischer und emotionaler Ausdruckskraft geprägte Werk ist die vom Evangelisten Lukas überlieferte Emmaus-Geschichte, musikalisch und textuell modern inszeniert. Das Oratorium veranschaulicht den Prozess von der Enttäuschung bis zur Gewissheit, vom Leben bis zum Tod Jesu.
Entsprechend begrüßte Pfarrer Gottfried Hengel die Besucher: "Denken Sie manchmal auch an Enttäuschungen in Ihrem Leben?" Mit dieser Frage versetzte er die Anwesenden in eine vergleichbare Situation, wie die Emmaus- Jünger. Sie gehen langsam und traurig. Jesus ist tot - davon sind sie überzeugt. Alle Hoffnungen sind begraben. Sein Tod ist die größte Enttäuschung ihres Lebens." Dass der Fremde, dem sie begegnen, Jesus selbst ist, begreifen sie erst Schritt für Schritt. "Er ist mit bei ihnen", sagt Henge!".
Und das Oratorium möchte die Zuhörer auf dem Weg von der Trauer zur Freude mitnehmen. Es gebe neues Leben und Hoffnung und sei eine "musikalische Predigt". Das Mitnehmen von der Enttäuschung zu neuer Hoffnung sei der Kirchengemeinde dabei sehr wichtig. Die Kantorei, die Solisten und der Leiter der Kantorei hätten für das Oratorium lange geprobt. Die Proben für das Oratorium begannen Anfang Januar.
Sechs musikalisch äußerst abwechslungsreiche Szenen
Die sechs Szenen des Werks sind musikalisch vielfältig: Von barocken und klassischen Klängen über Jazz, Pop und Rockmusik bis hin zu Klezmer sind darin vereint. Dabei verknüpft das Gesamtwerk traditionelle und moderne Kirchenmusik zu neuen Klangwelten. Vor allem die Übergänge und das Harmonieren verschiedener Musikrichtungen mit den jeweiligen Besetzungen - vom Chor über die Band mit Schlagzeug und E-Gitarren, vom Orchester mit Streichinstrumenten und Saxofon bis hin zuden Solisten - macht das Oratorium so spektakulär und einzigartig. Und der Leiter der Kantorei und die Musiker meisterten die musikalische Herausforderung bravourös.
Nach der ersten Szene "Auf dem Weg nach Emmaus" folgte die Szene "Erinnerungen", in der Jesus sagt: "Seht die Vögel in der Luft und die Lilien auf dem Feld. Sie arbeiten nicht, sind frei von Angst, sie leben, von Gott ernährt und geborgen. Lasst euch nicht von Ängsten regieren und lasst uns neue Wege probieren. Teilen wir, was jeder hat, werden wir und andre satt, lasst uns aufbrechen und neues Leben riskieren." Die dritte Szene schließt die Kreuzigung mit ein, bevor es in der folgenden Szene "Das leere Grab" heißt: "Er ist auferstanden!". In "Der Fremde spricht" singen der Fremde mit dem Chor: "Sein Tod war nicht einfach das Ende. Spürt ihr nicht wie sein Geist neues Leben euch verheißt?". Und in der letzten Szene .Emmaus" erkennen Thekla und Kleopas:
"Er lebt!" und der Chor sang: "Als sie dann aßen, erkannten sie ihn. Halleluja! Er lebt und wirkt fort, in uns durch sein Wort, mit uns teilt er Brot, für uns stand er auf vom Tod!" Alle musikalischen Register wurden gezogen und das Oratorium endete mit einem "Halleluja, Halleluja!" - nach gut eineinhalb Stunden ununterbrochen.
Die Zuhörer in der voll besetzten Stadtkirche waren von der eindrucksvollen Darbietung begeistert, applaudierten stehend und ließen die Kantorei nicht ohne Zugabe gehen.
Die Plochinger Kantorei mit „überirdischer“ Musik
Am 25. November veranstaltete die Plochinger Kantorei ihr erstes Konzert unter der Leitung des neuen Bezirkskantors Christian König. In der gut besuchten Stadtkirche hörten die Gäste der Stunde der Kirchenmusik zum Ewigkeitssonntag das großartige Requiem für Chor und Orchester von Luigi Cherubini. Das Werk stammt von 1816 und wurde bereits damals von L-Beethoven als große Musik bewundert. Und das konnten die Zuhörer auch heute nachempfinden. Den überirdischen, spirituellen Charakter des Werkes erreicht Cherubini durch den Verzicht auf die sonst üblichen Solisten und erhöht damit noch stärker den programmatischen Eindruck der Wort-Tonkunst des Requiems.
Eingeleitet wurde der Abend mit Cherubinis "Marche funèbre". Der Trauermarsch aus dem Jahr 1820, komponiert von Cherubini für die Trauerfeierlichkeiten von Charles Ferdinand von Bourbon, wird geprägt durch den regelmäßigen durchdringenden Schlag des Tamtams mit anschließendem Paukenwirbel sowie dunklen Klangfarben und fast schmerzhaften Dissonanzen. Die Kombination beider Werke ergaben ein in sich stimmiges Gesamtbild des Abends, passend zum Ewigkeitssonntag.
Ein tolles und eindrucksvolles erstes Konzert mit dem neuen Bezirkskantor in Plochingen, so die mehrheitliche Meinung der Zuhörer.
GN
Abschied von Prof. Manfred Schreier
Am 22. Juli wurde Prof. Manfred Schreier zusammen mit dem Chor der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen im Rahmen der Stunde der Kirchenmusik verabschiedet. Die Plochinger Kantorei führte zusammen mit dem Chor der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen unter der Leitung von Prof. Schreier à capella Werke von Anton Bruckner(Christus factus est), Giovanni Pierluigi da Palestrina(Missa brevis), Johannes Brahms(Warum ist das Licht gegeben), Rudolf Mauersberger(Wie liegt die Stadt so wüste) und eine Improvisation mit dem Lied „Christ ist erstanden“ auf. Mit großem Beifall dankten die Zuhörer den beiden Chören, doch besonders lange und herzlich galt der Beifall Prof. Schreier selbst.
Pfarrer Hengel fand die richtigen Worte des Dankes an die Tübinger:
"Zur bewegenden und erfüllenden geistlichen Abendmusik jetzt muss ich gar nicht mehr viel sagen - ich danke der Plochinger Kantorei und Studierenden der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen unter Leitung von Professor Schreier sehr herzlich.
Mein Dank gilt besonders Ihnen lieber Herr Professor Schreier. Heute ist ihr letztes Konzert hier in Plochingen.
Nachdem unser früherer Kantor Michael Stadtherr Ende letzten Jahres unsere Gemeinde verlassen hat, waren Sie bereit, die Plochinger Kantorei bis zum Stellenantritt des Nachfolgers interimistisch zu leiten.
Doch das Wort "Interim" wird Ihrer Arbeit und Ihrem Engagement nicht gerecht. Sie waren für uns hier viel mehr als eine Zwischenlösung.
Nicht nur, dass Sie die Plochinger Kantorei stimmlich und musikalisch lebendig erhalten haben - Sie haben in dieser kurzen Zeit von knapp 7 Monaten viele Spuren hinterlassen - durch Ihre musikalische Brillianz, ihre kommunikative Kompetenz und vor allem durch Ihre menschlichenfreundliche Art.
So haben Sie vielen Sängerinnen und Sänger etwas mitgegeben für ihre musikalische Biographie, was sie ohne Ihnen nie erlebt hätten. Und Sie haben in ihnen auch die Liebe zur Kirchenmusik vertieft und ihre geistliche Bedeutung erschlossen.
Nicht zuletzt haben Sie auch durch Ihre vielfältigen Beziehungen neue Kontakte geknüpft und Kooperationen ermöglicht. Ein ganz konkretes Ergebnis ist dieses Konzert, und wir hoffen, dass diese Kontakte bleiben und wir die Studierenden der Kirchenmusik noch öfter bei uns zu Gast haben.
Dieses große Engagement ist alles anderes als selbstverständlich und dafür möchte ich Ihnen als geschäftsführender Pfarrer in Plochingen im Namen der Kirchengemeinde und der Kantorei ganz herzlich danken.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen - und Sie sind bei uns in Plochingen immer herzlich willkommen!
Die Kantorei selbst verabschiedete sich von Prof. Schreier am darauf folgen Mittwoch im Rahmen ihres Sommerfestes. Es war eine super Zeit!
Gesprächskonzert am 19. Mai 2018
Ohren und Herz für Mozart geöffnet
Seit Dirigenten wie Helmuth Rilling, Leonard Bernstein und Gerd Albrecht weiß man zu schätzen, dass Gesprächskonzerte nicht nur das Verständnis für Kunst wecken, sondern auch den Boden für ein zu Herzen gehendes Musikerlebnis bereiten können. So geschah es auch im Konzert in der Plochinger Stadtkirche, das gleichzeitig Prüfung für Studenten der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen war.
Die beiden Dozenten, Professor Manfred Schreier und Hannes Reich, waren wie geschaffen dafür, ihre Zuhörer für die ausgewählten berühmten Werke Mozarts zu begeistern: die Ouvertüre zu Don Giovanni und die Jupiter-Sinfonie. Mit der Tübinger Camerata Viva (Konzertmeister: Georg Eckle) war ein vorzügliches, erfahrenes Orchester gewonnen worden, das zupackend die Tempi aufnahm, markant große Linien ausspielte und auf deutliche Artikulation und klare dynamische Wechsel Wert legte. So war für die Studenten, die am Pult standen (in der Einführungsphase: Lennart Faustmann, Susanne Wolpold, Florian Lorenz und Ferdinand Ehni), der Boden optimal bereitet. Mit unnachahmlicher Lebendigkeit und spürbarer Begeisterung zogen die beiden Moderatoren ihre Zuhörer in ihren Bann, erzählend, spielend, tanzend (leider nur in der Vorstellung!) und singend - auch zusammen mit Publikum und Orchester. Neugierig und voller Vorfreude war man danach bereit, zu erleben und zu genießen, welche genialen kompositorischen Einfälle zu erwarten waren und welche "Geschichten" Mozart in seiner Musik erzählt.
Im zweiten Konzertteil hörte man dann die Werke ohne Unterbrechung; zwischen den Sätzen wechselten die dirigierenden Examenskandidaten, die ihren Teil jeweils auch mit dem Orchester einstudiert hatten. Mit einem ziemlich forschen Tempo stieg Saskia Mayerhöfer in den ersten Satz der Jupitersinfonie ein, gab aber dann erfreulicherweise nach und machte das Spiel des Orchesters dadurch deutlich agiler. Der gesangliche zweite Satz strömte trotz des durchgehenden Achtelschlags (Lisa Bork) in großer Ruhe und Gelassenheit; sicher wäre ihr das Orchesters auch gefolgt, wenn sie die Übergänge stärker moduliert hätte. Ganztaktik lenkte MathisHilsenbeck durch das Menuett, das trotz seiner verhaltenen Gestik erstaunlichen Drive aufnahm. Und Ferdinand Ehni schloss mit großem Schwung die Sinfonie, indem er, wo es ging, die vorwärtsdrängenden Auftaktelemente kraftvoll heraushob. Bei der abschließenden, hochdramatischen Ouvertüre zur Oper Don Giovanni kommunizierte Michael Dan, auswendig dirigierend, intensiv mit allen Orchestergruppen: Da sprang der Funke auf Musiker und Publikum über! Das Urteil der Zuhörer: So schön kann Examen sein!
Ulrich Kernen
Matthäus-Passion März 2018 in der Stadtkirche
Am Pult stand Prof. Manfred Schreier, er schrieb an den Chor nach dem Konzert: Das waren erfüllte Tage, die wir mit der Musik und den Inspirationen der Matthäuspassion verbringen durften, die vielen menschlichen Begegnungen nicht ausgenommen. Das bleibt unvergeßlich und prägt unsere aktuelle, wie unsere zukünftige Lebens-Zeit, es ist das Besondere an den kulturellen Bedingungen, an denen wir teil haben dürfen. In diesem Sinne haben Sie alle einen großen Dankesanteil verdient, ob durch Singen, Podeste schleppen, Plakate und Programmheft gestalten, Brötchen bereiten oder was immer noch zum logistischen Gelingen der beiden Aufführungen beigetragen hat, nicht zuletzt auch die Familien, die Ihre Abwesenheit wegen der vielen Proben erdulden mußten.
Resonanz auf das Konzert zum 3. Advent 2017
Adventliche Vorfreude (von Ulrich Kernen)
Dass man im Advent sich nicht nur auf freie Tage, Familientreffen, und Bescherung freuen kann, bewies aufs schönste das Konzert der Plochinger Kantorei in der Stadtkirche unter der Leitung von Bezirkskantor Michael Stadtherr. Er hatte drei Werke ausgewählt, die in unnachahmlicher Weise von dem Entzücken erzählen, das die Geburt Jesu auslösen kann. Und wer unter den Zuhörern zuhörte und anteilnahm, ließ sich von der unbändigen Freude, die in dieser Musik zum Ausdruck kam, anstecken. Da waren zunächst zwei Kantaten des jungen Sebastian Bach: unbändiges Vorandrängen als Ausdruck der Vorfreude auf die Begegnung mit Gott („Wachet auf, ruft uns die Stimme“ BWV 140) und auf den Einzug Jesu in die Herzen der Gläubigen („Nun komm, der Heiden Heiland“ BWV 61). Und als Fortführung und Steigerung erlebte man das „Magnificat“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Darin wurden zentrale, persönlich berührende Worte des Textes hervorgehoben und bedeutungsvoll verstärkt. Dieses Werk ist zwar den barocken Vorbildern verbunden, im Kern will es aber vor allem das Herz des Hörers anrühren. Auf einen Blick: Die Ankunft Christi (der „echte“ Advent!) wurde in dem Konzert als ergreifende und begeisternde Bewegung dargestellt und erlebt. In der ersten Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ begann diese Bewegung mit kraftvollem Voranschreiten des bestens disponierten Collegium Musicum (Konzertmeister: Mathias Neundorf), das der darüberliegenden Choralmelodie des Chors zusätzliche Spannung verlieh. In diesem Spannungsfeld konnten sich drei Gesangssolisten vorstellen. Marcus Elsäßer (Tenor) begann als klar artikulierender Rezitator mit lockerer Stimmführung. Pinelopi Argyropoulou (Sopran) begeisterte mit ihrer klaren, geschmeidigen und beseelten Stimme: So konnte sie das drängende Verlangen, Gott zu begegnen, nahezu ideal umsetzen. Florian Schmitt-Bohn (Bass) hielt mit kräftiger, bestimmter Stimme dagegen. Souverän meisterte der Konzertmeister Mathias Neundorf sein begleitendes Violinsolo. Der Chor - Tenor konnte sich dieser Vorfreude anschließen: „Zion hört die Wächter singen“. Zum Höhepunkt geführt wurde das Ganze dann im Schlusschor, der in den ekstatischen Jubelruf mündete: „Des sind wir froh, io io!“ Mit Bravorufen wurde am Schluss des Konzerts das Solo des herausragenden Oboisten bedacht, der mit ausgefeilter und zugleich überaus natürlicher Gestaltung seines Parts den Gesangssolisten zuspielte.
In der Kantate „Nun komm, der Heiden Heiland“ BWV 61 führte Michael Stadtherr diesen Schwung weiter: Der kraftvolle Rhythmus einer französischen Ouvertüre lud auch hier die darüber schwebende Choralmelodie mit großer Energie auf. Dann durfte man bei ganz „neuen Tönen“ aufhorchen: Unerwartet ahmte der Bassist und das Orchester das Klopfen an der (Herzens)tür nach: Gott begegnet der Seele und lädt sie ein. Passend dazu untermalte danach das Solocello in fließenden Figuren den Einzug Jesu: „Öffne dich, mein ganzes Herze“.
Mit mitreißend hellem Klang von Chor, Blechbläsern und Holzbläsern begann das abschließende Magnificat von Mendelssohn-Bartholdy: „Meine Seele preist die Größe des Herrn – ein Wunder wird in Klänge verwandelt! Der Komponist setzte dann das drängende „Et misericordi eius“ („Er erbarmt sich“) dagegen und fügte dann große Gesten von Bass und Sopran an. Im Solistentrio konnte dann die Altistin Maria Madesi auf kleinem Raum das Solide Fundament ihrer Stimme einbringen. Das komplette Solistenquartett und der Chor krönten die Aufführung dieses Werkes durch großen und Zuversicht ausstrahlenden Schlussjubel. Nicht unerwähnt soll die außerordentliche Gesamtleistung des Chors werden, der in nur sechs Proben das komplette Programm einstudiert hat! Ein gelungenes Abschiedskonzert für Bezirkskantor Michael Stadtherr, dem Dank und Anerkennung für seine erfolgreiche Arbeit in Plochingen gebührt.